Strompreise auf Rekordniveau – Anteil an staatlichen Abgaben über 50 Prozent

Dass die Einkaufspreise für Strom an der Börse gesunken sein sollen, ist für die Stromkundschaft kaum nachvollziehbar. Schließlich steigt der Rechnungsbetrag für Verbraucher scheinbar kontinuierlich. Im Vergleich zur Strommarktliberalisierung 1998 sind die Preise heute durchschnittlich 68 Prozent höher. Das berichtete der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft im Januar in der aktuellen Strompreisanalyse. Schuld daran sind jedoch zum Großteil nicht die Stromanbieter, die ihre Gewinnspanne ausdehnen, sondern staatliche Umlagen und Abgaben. 2016 erreichen diese ein Rekordniveau von 54 Prozent. Ein Anbieterwechsel kann dennoch Einsparungen bringen.

Im Januar 2016 teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, kurz BDEW, mit, dass in diesem Jahr hinsichtlich Umlagen, Abgaben und Steuern ein neues Rekordniveau erreicht wird. Derart vom Staat bestimmte Kosten machen 54 Prozent des Strompreises aus. Bei einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr muss ein Durchschnittshaushalt in Deutschland mit rund 84 Euro monatlich rechnen. Im Vergleich zu 2015 bleiben die Stromkosten nahezu unverändert, obwohl der allgemeine Strom-Einkaufspreis gesunken ist.

Ein wesentlicher Faktor stellt die EEG-Umlage dar, die sich in diesem Jahr wieder erhöht hat. Jeden Monat muss ein privater Haushalt hierfür rund 18,50 Euro bezahlen. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Umlage damit 2016 um rund 50 Cent monatlich höher. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erklärt den Zweck der Umlage online unter bmwi.de: „Die EEG-Umlage finanziert die Förderung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen in Deutschland.“

Auch der Anteil an Netzentgelt ist höher als bisher. Knapp fünf Prozent kostet die Stromnetznutzung durchschnittlich mehr. „Grund für diese Steigerung ist der im Rahmen der Energiewende erforderliche Aus- und Umbau der Stromnetze“, so die Erklärung in der Strompreisanalyse unter bdew.de. Hierbei müssen Verbraucher allerdings mit starken regionalen Schwankungen rechnen. Das Netzentgelt hängt vom Standort ab und wird nicht einheitlich für alle Bundesländer berechnet.

Dass zunehmende Stromkosten den Versorgern zuzuschreiben sind, kann 2016 niemand behaupten. Im Gegenteil: Laut BDEW ging der Anteil für Vertrieb und Strombeschaffung 2016 mit 21 Prozent sogar zurück. 2015 waren es noch 24 Prozent. Die Stromversorger konnten ihren Anteil am Strompreis durch günstige Einkaufspreise und interne Umstrukturierungsmaßnahmen reduzieren.

 

Wie sich der Strompreis im Detail zusammensetzt, verdeutlich das beispielhafte Video der Stadtwerke München:

Anbieterwechsel als Kostenfaktor

Im Vergleich zu den derzeitigen Anstrengungen der Versorger die Ausgaben für Strom zu reduzieren, sorgt der ständige Anstieg bei Steuern, Umlagen und Abgaben für Aufsehen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft informierte, dass der staatliche Anteil an den Stromkosten seit 1998 um stolze 281 Prozent gestiegen ist. Zum Vergleich: Lediglich ein Prozent der erhöhten Strompreise gehen seither auf das Konto der Versorger. Doch obwohl ihr durchschnittlicher Anteil am Rechnungsbetrag im Vergleich zum Zeitpunkt der Liberalisierung des Strommarktes fast gleichgeblieben ist, kann sich der Wechsel des Anbieters lohnen. Schließlich sind nicht alle Versorger daran interessiert günstige Einkaufspreise an den Endkunden weiterzugeben oder Beschaffungsstrategien und Unternehmensstrukturen anzupassen, um die Preise zu senken. Der Beweis für teilweise massive Preisunterschiede von mehreren hundert Euro jährlich liefern Plattformen wie stromanbietervergleich.de, welche eine unverbindliche und kostenlose Gegenüberstellung von regionalen Stromanbietern erlauben. Besonders der Wechsel weg vom Grundversorger kann sich lohnen, weil diese sich ihren Service fast überall am teuersten bezahlen lassen.

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Grundversorger nur vorübergehend nutzen

Grundversorger haben die Pflicht jeden Kunden aus der Umgebung mit Strom zu versorgen. Ob der Kunde eine schlechte Schufa hat und demzufolge möglicherweise oft nicht bezahlen kann, spielt hierbei keine Rolle. Der Grundversorger ist zur Stromlieferung verpflichtet. Dementsprechend trägt er ein vergleichsweise hohes Risiko, dass er sich von der Kundschaft nicht selten über höhere Preise bezahlen lässt. Ein Wechsel zu einem der über 1.000 alternativen Stromanbieter, die derzeit am Markt vertreten sind, ist daher empfehlenswert. In Sachen Service und Zuverlässigkeit müssen Verbraucher oft keinerlei Einbußen in Kauf nehmen.

Strompreise auf Rekordniveau

 

Tipps zum Anbieterwechsel

Soll der Stromanbieter gewechselt werden, müssen Stromkunden bei der Nutzung von Vergleichsportalen nicht nur auf den Preis achten, der mit Hilfe des jährlichen Stromverbrauchs und unter Angabe der Postleitzahl ermittelt wird. Bei den entsprechenden Internetrechnern gibt es darüber hinaus verschiedenste Einstellungselemente, die preisliche sowie vertragliche Unterschiede machen und dementsprechend die volle Aufmerksamkeit verdient haben. Die Tabelle informiert über die wesentlichen Punkte:

Einstellungselement

Erläuterung

Neukundenbonus

Kunden, die einem Stromanbieter über mehrere Jahre treu bleiben möchten, sollten den Neukundenbonus nicht in den Vergleich einbeziehen. Dieser kann den angeblichen Preisvorteil verfälschen. Monatliche Grundgebühr und Arbeitspreis sind für potenzielle Stammkunden ausschlaggebend. Wer es nicht scheut den Anbieter jährlich zu wechseln, sollte den Neukundenbonus jedoch als Kriterium festlegen, da er für Wechselfreudige den Unterschied machen kann.

Pakettarife

Ist die jährliche Strommenge festgelegt, handelt es sich um Pakettarife. Diese können sich zur Preisfalle mausern. Wer nämlich weniger verbraucht, als vereinbart, zahlt drauf, weil für den zusätzlichen Strombedarf besondere Preise berechnet werden.

Vertragsverlängerung

Zwölf Monate sind bei der Vertragsverlängerung üblich. Um diesen Zeitraum verlängert sich ein Stromvertrag nach der Erstlaufzeit automatisch. Besonders flexibel bleiben Kunden mit einer automatischen Vertragsverlängerung von lediglich einem Monat.

Vorkasse

Monatliche Abschlagszahlungen sind gängig. Von Verträgen mit Vorkasse ist abzuraten.

Preisgarantie

Erstlaufzeit und Zeitraum für eine Preisgarantie sollten identisch sein, um zu profitieren.

Ökostrom

Wer nachhaltig leben möchte, stellt beim Anbietervergleich „Ökostrom“ ein. Die virtuellen Rechner ermitteln dann ausschließlich Ökostrom-Tarife.

Fazit

Sinkende Stromrechnungen dürften weiterhin Wunschdenken bleiben. Dennoch sollten Verbraucher von ihrem Recht auf einen Anbieterwechsel Gebrauch machen. Denn trotz zunehmender Steuern, Umlagen und Gebühren tragen die Versorger mit entsprechender Firmenpolitik und cleveren Einkaufsstrategien zum Strompreis bei. Besonders Verträge mit Grundversorgern erweisen sich oft als überteuert und sind schnellstmöglich durch günstigere Alternativen zu ersetzen. Um die Stromrechnung zusätzlich zu reduzieren, sollten die hier aufgeführten Spartipps beherzigt werden.

Bildquelle: „Nikiko“ & „FrankGro“ unter pixabay.com

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Dieser Artikel behandelt die Themen Strompreise und Anbieterwechsel .

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